#4 - Lovis, wie geht es dir?
Aktualisiert: 20. Jan. 2023
Sag mal Lovis, wie geht es dir?
Diese oder ähnliche Nachrichten bekomme ich in letzter Zeit viele. Und ich versuche, mir diese Frage immer wieder zu stellen. Nicht nur, um sie Freunden oder Verwandten beantworten zu können, sondern auch, um für mich zu wissen, wie es mir geht.
Also:
Mir fällt es schwer, eine einzige Antwort auf diese Frage zu geben:
Gut. Kompliziert. Überwältigt. Überfordert. Froh. Begeistert. Glücklich.
Es passiert einfach so viel in letzter Zeit. Wir reisen nun über fünf Wochen. 5 Wochen voll reisen, planen, entdecken und sich auf neue Situationen einstellen.
Und jetzt endlich wieder etwas Ruhe und Zeit, um einen Blog zu schreiben. Die ersten 5 Wochen sollen aber auch noch in Form von Blogs verarbeitet und beschrieben werden.
Dieses Bild ist komplett zufällig entstanden und ist nicht gestellt ;)
Ich fühle mich, und das bespreche ich oft so auch mit Alex, der sich in einer ähnlichen Situation befindet, in einem ständigen Spagat. Ein Spagat zwischen der Rolle des Pflegenden für Alex, als ein noch unerfahrener "Content Creator" mit neuem Arbeitskollegen und als Weltreisender. Drei verschiedene Rollen, die ich jeden Tag unter einen Hut zu bekommen versuche. Keine leichte Aufgabe. Das war mir von Anfang an bewusst. Aber ich freue mich auch darüber, all das erleben zu dürfen.
Ich möchte allerdings nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht. Ich bin mehr als froh, dass ich mich in dieser Situation befinde. Ich bin dankbar für all das, was ich erleben darf. Die vielen Menschen, die ich treffen kann. Neue Orte, die ich entdecke und Erfahrungen, die ich sammle.
Mir fällt es manchmal schwer, das alles so richtig zu begreifen. Deswegen sitze ich oft im Airbnb, Hostel oder Café und erwische mich dabei, wie ich zu Alex sage:
Alex, wir sind gerade einfach in Sydney. Stell dir das mal vor.
Ich versuche so viel es geht aufzusaugen. Die Erfahrung, die ich durch die Pflege für Alex sammle, dass wir 24/7 aufeinander hocken und miteinander auskommen müssen und dass ich so viele neue Dinge lernen kann.
Ich glaube, ich bin so langsam auf dieser Reise angekommen.
Und das bedeutet für mich auch, mir bewusst zu werden, dass ich ab und an auch mal Zeit für mich brauche. Beziehungsweise wir beide Zeit für uns brauchen. Und aus diesem Bedürfnis von uns beiden heraus, hatte Alex eines Morgens die Idee, dass wir doch einfach mal einen Nachmittag getrennte Wege gehen.
Einerseits eine schöne Vorstellung. Für ein paar Stunden keine Gedanken um Treppen, Hindernisse oder Aufzüge machen. Jedoch auch die Gewissheit, dass ich nicht wirklich weggehen kann, da ich in "Reichweite bleiben muss".
Die am Ende fast 5, statt der geplanten 1,5 Stunden, waren für mich aber trotzdem sehr gut. Ich habe nicht viel erledigt. Ich habe mich einfach treiben lassen. Bin in meinem Tempo durch die Innenstadt von Sydney gegangen. Mal hier hinein mal dort hinein.
Ich glaube am Ende war es weniger eine schöne Zeit, weil ich nicht in der Rolle des Begleiters bei Alex dabei war, sondern weil es einfach schön war mal, einen halben Tag alleine zu verbringen.
Die Zeit alleine habe ich zum Beispiel dafür genutzt, um Bilder zu machen, ohne mir viele Gedanken darüber zu machen, ob wir diese nun irgendwo veröffentlichen müssen. Dass ich sie jetzt doch hier veröffentliche, ist dann schon wieder ein wenig lustig :D
Nach einiger Zeit haben wir kurz telefoniert und Alex ist am Ende der doch recht langen Zeit sogar alleine mit dem Bus zu unserem Treffpunkt gefahren. Wir haben irgendwie wieder zueinander gefunden und irgendwie war ich auch froh, wieder bei Alex zu sein.
Froh, dass es ihm gut geht und froh, jetzt gemeinsam mit ihm ein Bier trinken zu können, über das Erlebte entspannt quatschen zu können und zu realisieren, dass wir in ein paar Tagen bereits wieder an einem neuen Ort sein werden. Das Reisen geht weiter.
Lovis
Ich kann die "gemischten Gefühle" mit dem positiven Saldo gut nachvollziehen. Ich bewundere die Offenheit! Den Mut zu dieser Reise sowieso! Weiterhin alles Gute!