#1 - Wie Alex auf die Idee kam, eine Weltreise zu machen.
Aktualisiert: 20. Jan. 2023
Dezember 2021.
Die letzten Tage meines Auslandssemesters verbringe ich zusammen mit Dennis, meinem Kommilitonen, in Spanien. Kaum zu glauben, dass der Auslandsaufenthalt schon fast vorüber ist. Kaum zu glauben, dass mir Dennis diese unglaublich lehrreiche und spannende Erfahrung möglich gemacht hat, denn alleine hätte ich das aufgrund meiner körperlichen Behinderung niemals geschafft. Wir philosophieren darüber, was als nächstes auf unserem Zettel steht, sobald wir wieder nach Deutschland kommen. Klar, Weihnachten mit der Familie zusammen verbringen und die letzten Monate mental aufarbeiten.
Ich muss aufpassen mich nicht zu sehr an die „Ausnahmezustände“ zu gewöhnen und immer mehr zu wollen. Zwar war es immer ein Traum von mir, ein Semester im Ausland zu studieren, doch so richtig realistisch erschien es mir bis vor kurzem noch nicht. Nicht mit meiner körperlichen Situation. Doch das ist das Gute daran, immer mehr zu wollen und die eigenen Grenzen bis auf das Maximum auszureizen: Man gibt nicht auf nach Wegen und Möglichkeiten zu suchen, den eigenen Willen doch irgendwie durchzusetzen. Wenn man dies nicht auf Kosten anderer macht, keine schlechte Eigenschaft würde ich behaupten. Wie ich also mit Dennis über unsere Pläne in der Zukunft spreche, merke ich, dass mein Traum in Erfüllung gegangen ist.
Eigentlich ein Grund, um überglücklich zu sein. Versteht mich nicht falsch, ich war auch sehr glücklich und vor allem dankbar, dass mir diese Zeit in Santander ermöglicht wurde. Doch neben den positiven Gefühlen ist da auch noch etwas anderes in mir drin, etwas, das mir sagt, das kann es jetzt mit den Ausnahmezuständen noch nicht gewesen sein. Da geht doch noch mehr. „Typisch“ , denke ich, „kaum neigt sich eine Erfolgsgeschichte dem Ende entgegen, muss ich schon wieder auf der Suche nach etwas neuem, etwas größerem, etwas abenteuerlichem sein."
Dank meinen Eltern habe ich trotz meiner Behinderung Arthrogryposis Multiplex Congenita (AMC) schon in meiner Kindheit und Jugend viel von der Welt sehen dürfen, sie haben mich mit dem Reisefieber angesteckt. Es gibt für mich nichts schöneres und interessanteres, als fremde Länder, Kulturen und Menschen kennenzulernen. So ist es ein Lebensziel von mir, möglichst viel von der Welt zu sehen.
Manchmal treffen mich Ideen wie ein Blitz, mein ganzer Körper knistert in diesen Momenten förmlich vor Energie. In dem Gespräch mit Dennis in Spanien habe ich mal wieder einen solchen Moment, in dem mich eine Idee packt, die total verrückt erscheint. Bevor ich aber weiter über diese Idee nachdenke und sie als lächerlich wieder abstempele, sprudelt sie mir halb ernst, halb scherzhaft heraus und ich frage in einem frechen, angriffslustigen Ton etwas bis dahin Unvorstellbares:
„Sag mal Dennis, was hältst du davon,
wenn ich nach meiner Masterarbeit eine Weltreise mache?“
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